Hinweise und Ratschläge für Frauen, die sexuelle Dienstleistungen anbieten…

I. Generelle Tipps für sicheres Arbeiten

II. Sicher Arbeiten im Club oder Studio

III. Sicher Arbeiten auf der Straße

IV. Sicherheitstipps für Eskorts

I. Generelle Tipps für sicheres Arbeiten

Vor Arbeitsbeginn…

• Selbstverteidigungskurs/Deeskalationstraining belegen (bei SOPHIE nachfragen)
• Handy so konfigurieren, dass mit einem Tastendruck eine voreingestellte Nummer zu einer Vertrauensperson gewählt werden kann.
• Legal arbeiten = weniger erpressbar sein:
   Pass/Identitätskarte in Kopie dabeihaben. Das Original niemandem weitergeben!

Grundsätzlich…

• Keine Drogen oder übermäßiger Alkoholkonsum vor oder während der Arbeit.
In berauschtem Zustand kann eine entspannte Situation sehr leicht kippen – auch dann müssen Sie immer die Kontrolle über sich und die Situation haben.

• Arbeiten Sie möglichst nur, wenn es Ihnen gut geht und Sie sich stark fühlen. Sonst können Situationen entstehen, die das Klischee ‚Prostituierte als Opfer‘ geradezu heraufbeschwören. Das heißt ein finanzielles Sicherheitspolster wegen Arbeitssicherheit anlegen.

• Die Handtasche auf folgende Utensilien kontrollieren: mit Guthaben und Speicherkapazität aufgeladenes Handy, Gummis, ev. Pfefferspray, Trillerpfeife

• Keine beengende, flattrige Kleidung oder Schmuck tragen

Zur Kundenauswahl…

– Keine angetrunkenen, aggressiven, verstörten oder sonst irgendwie beeinträchtigten Kunden – Achten Sie auf Ihr „Bauchgefühl“.
– Nie mit zwei Männern, vor allem wenn Sie sie nicht kennen.
– Schauen Sie den Kunden genau an und achten Sie auf besondere körperliche Merkmale.

• Umgang mit unsicheren Kunden (z.B. neue Kunden):
– Nie dem Gast bei der Begegnung den Rücken zudrehen.
– Keine Schals/Ketten tragen.
– Den Gast nur von oben bedienen, um keinesfalls erdrückt werden zu können.

• Halten Sie immer das Handy bereit, achten Sie immer auf ausreichendes Guthaben der SIM-Karte.

• Achten Sie auf Ihre Kolleginnen, dann werden sie auch auf Sie achten.

• Klare Standpunkte und klare Aussagen bei der Verhandlung:
– Was geht, was geht nicht, angemessener Preis.
– Grenzen setzen, lernen Alternativen anbieten zu können.

• Machen Sie sich eine feste Preisliste im Kopf und halten Sie sich daran.

• Lassen Sie sich nicht zu etwas überreden, was Sie nicht wollen!

• Vorkasse : Geldbetrag für die sexuelle Dienstleistung im Vorfeld verlangen.
Geld nicht (für den Kunden sichtbar) ins Portemonnaie zum anderen Geld stecken.

• Das Handy in Reichweite behalten.

• Achten Sie auf Ihre persönlichen Gegenstände.
Taschen, Brieftaschen, Handys, Bargeld… niemals unbeachtet herumliegen lassen. Wenn Sie auf die Toilette oder ins Bad gehen, immer die Tasche mitnehmen.

• Safer-Sex-Fachwissen:
– Kunden selbst checken
– Kondomanwendung auf jeden Fall durchsetzen!!!
– PEP (Post Expositions Prophylaxe) – suchen Sie unbedingt sofort eine/n Arzt/Ärztin auf, wenn z.B. das Kondom platzt oder Sie sonstige Gründe zur Annahme haben, dass Sie sich mit einer Krankheit angesteckt haben.

• Achten Sie auf Trickbetrüger und Falschgeld.

Im Fall eines Übergriffs…

• Flucht ergreifen, nicht die Heldin spielen.
• Durch Schreie und/oder Trillerpfeife auf sich aufmerksam machen.
• Kundeninformation sammeln: Haarprobe oder gebrauchtes Kondom evt. aufheben zur nachträglichen Identifizierung.

Allgemein gilt…

• Waffen führen eher zur Eskalation als zur Deeskalation. Die Verwendung erlaubter Sprays wie Pfefferspray sollte mit Bedacht durchgeführt werden, da andere an dem Raufhandel beteiligte Personen (also z.B. Kolleginnen) auch zu Schaden kommen können.
• Wenden Sie sich im Falle eines Übergriffs an die Behörden. Nehmen Sie eine Vertrauensperson zur Polizei mit!

II. Sicher Arbeiten im Club oder Studio

• Stellen Sie sicher, dass Infrastruktur zu Ihrem Schutz vorhanden ist:
– Installierte Kameras im Eingangsbereich, eingesetzte Türsteher.
– Ein unabgesperrter, von Innen zu öffnender Notausgang.
– Freie, übersichtliche Räumlichkeiten und Gänge.
– In den Räumlichkeiten sollten sich keine schweren oder spitze Gegenstände befinden, die als Waffe eingesetzt werden könnten.
– Alarmknopf im Bordell an Tür und Bett.

• Teilen Sie einer Vertrauensperson genaue Arbeitszeiten und Adresse der Bar/des Clubs schriftlich (z.B. per SMS) mit.

Umgang mit Kunden…
• Kunden mit mehreren Damen empfangen
• Beim Gang auf das Zimmer den Kunden vorangehen lassen
• Erhaltenes Geld und Wertgegenstände (Handys, Ausweise, Taschen) oder andere persönliche Dinge weder offen im Allgemeinbereich noch am Zimmer lassen.
Alternative: verschlißbare kleine Koffer (Kosmetikkoffer), kleine Safes oder verschließbarer Spind.
Beim Verlassen des Zimmers immer alles mitnehmen.

Während des Termins…
• auf unabgesperrte Türen achten
Versperrbare Zimmertüren bieten ein großes Sicherheitsrisiko. Eher sollten sich Sexarbeiterinnen im Team darauf einigen, geschlossene Zimmertüren, die nicht versperrt sind, nur im Notfall zu öffnen – dann kann ein Versperren der Servicezimmer unterbleiben.

• Zusammen ins Bad gehen, den Kunden nie unbeaufsichtigt lassen.
• Mit unzufriedenen Kunden nicht allein diskutieren, Zimmertüre öffnen, Kollegin zum gemeinsamen Deeskalationsgespräch rufen.

Alleine im Dienst was tun?
Grundsätzlich ist vom alleine Arbeiten abzuraten. Treffen Sie dennoch die Entscheidung, so sollten die anderen Zimmertüren verschlossen werden und jedem Kunden gesagt werden, die beiden Kolleginnen oder die Kollegin wäre 30 Minuten besetzt und zur Auswahl stünde nur die anwesende Dame.

Zusammenarbeit mit Club-/StudiobetreiberIn:
• Abgaben an den Clubbetreiber sollten 30-40% der Einkünfte einer Sexarbeiterin nie übersteigen.
• Ist ein Zimmergeld vereinbart, sollte darauf geachtet werden, dass die Abrechnung alle Nebenleistungen wie Wäsche, Hygieneartikel etc. beinhaltet.
• Bei fixen Mieten ist darauf zu achten, dass diese auch leistbar sind, wenn das Geschäft einmal nicht so funktioniert.
• Ein Mietvertrag oder Benutzungsvertrag sollte vorgelegt und unterschrieben werden, der die Rechte und Pflichten beider Vertragsparteien regelt.
• Seriöse BetreiberInnen bzw. führende Leute eines Clubs / Studios verhalten sich respektvoll gegenüber den Sexarbeiterinnen – keine Übergriffe oder Anzüglichkeiten, weder verbal noch körperlich! Es ist absolut abzulehnen, dass Chefs eine neue Sexarbeiterin „testen“ – egal ob bezahlt oder nicht.

III. Sicher Arbeiten auf der Straße

• Merke dir das Fahrzeug des Kunden (Fabrikat, Farbe, evtl. Kennzeichen). Bitten Sie eventuell eine Kollegin/Vertrauensperson, das Autokennzeichen zu notieren.
• Stellen Sie sich an einen hellen Platz, wo Sie gut sehen können und gut sichtbar sind!
• Regeln Sie Preis, Sex-Service und Ort möglichst noch außerhalb des Autos!
• Steigen Sie nicht ein, wenn der Kunde nicht geheuer ist, achten Sie auf ihr „Bauchgefühl“.
• Empfehlenswert mitzuhaben (für die Handtasche): mit Guthaben und Speicherkapazität aufgeladenes Handy, Gummis, Trillerpfeife, kleine LED-Taschenlampe mit Batterien
• Steigen Sie nur zu einer einzelnen Person ins Auto.
• Bewahren Sie Geld getrennt an verschiedenen Stellen auf.

Ihr Aussehen – sichere Arbeitskleidung…
• Keine schweren Ketten, Schals und Ähnliches, mit denen Sie gewürgt werden könnten.
• Keine langen Ohrringe, wenn dann nur Clips.
Keine Handtaschen mit langem Schulterriehmen.
Haare immer hochstecken oder zum Zopf zusammenbinden.
• Machen Sie Ihre Jacke immer ganz auf oder ganz zu – halboffen könnte sie Ihnen über die Schultern gezogen werden und Sie können die Arme nicht mehr bewegen!
• Ziehen Sie bequeme Schuhe und nur solche Röcke an, in denen Sie gut laufen können!

Verhalten im Auto…
• Schließen und öffnen der Tür probeweise nach dem Einsteigen, so wissen Sie, wie sie funktioniert. Sehen Sie nach, ob der Wagen eine Zentralverriegelung hat!
• Nicht den Kunden den Aufenthaltsort entscheiden lassen – bestimmen Sie selbst!
• Bleiben Sie mit dem Freier in der Nähe Ihres Standortes!
• Lassen Sie den Freier, vor allem seine Hände, nicht aus den Augen!
• Vermeiden Sie Positionen, die für Sie ungünstig sind: z. B. beim Blasen zwischen den Knien des Freiers. Versuchen Sie möglichst oben zu bleiben!
• Achten Sie darauf, dass Tasche und Handy gut greifbar sind.
• Wenn Sie unsicher werden oder Angst bekommen, lassen Sie es sich möglichst nicht anmerken – Seien Sie selbstbewusst! Der Freier hat so weniger Macht über Sie.

IV. Sicherheitstipps für Eskorts

• Suchen Sie sich legale, seriöse Agenturen
Legale Agenturen haben keine Scheu davor, die Polizei zu rufen, sofern beim Kunden Probleme entstehen, die strafrechtlich relevant sind. BITTE NICHT VERSUCHEN, SELBST oder mit diversen „Schlägern“ das Problem zu lösen – das kann ganz schnell zum strafrechtlichen Bumerang werden.

• Agenturen die ein Verschwinden bei unangenehmen Kunden nicht unterstützen, sind zu meiden.

• Die Agenturnummer grundsätzlich als Kurzwahl im Handy speichern.
Hinweise dazu finden Sie auf den Webseiten der entsprechenden Telefonhersteller

• unmittelbar vor einem Termin:
– am Telefon Daten des Kunden einholen und überprüfen
– Rückruf beim Kunden tätigen

• Adresscheck:
www.maps.google.com oder www.herold.at
Telefonauskunft 11 8 33 (teuer)

• während des Termins:
-auf unabgesperrte Türen achten
-den Weg zur Haustür im Kopf behalten
-auf andere anwesende Personen achten. Sprechen Sie den Kunden sofort darauf an. Bei unklaren Angaben sofort den Ort verlassen.
-im Beisein des Kunden den Rückruf zur Coverperson/zum Chauffeur bei Beginn des Termins und bei Beendigung des Termins durchführen
-bis zum erfolgten Anruf sollte der Chauffeur vor der Tür warten
-nur verschlossene Speisen und Getränke, die im Beisein geöffnet werden akzeptieren
-zusammen ins Bad gehen, Kunden nie unbeaufsichtigt lassen

• Eine kleine LED-Taschenlampe immer in der Handtasche haben, die Sie mit ins Badezimmer nehmen. Die meisten Badezimmer haben den Lichtschalter außen, wo Sie keine Kontrolle über ihn haben. Achten Sie darauf, dass der Schlüssel innen auf Ihrer Seite steckt.

• Niemals das Handy ganz ausschalten, auch nicht lautlos, sondern nur leiser, niemals die Tastensperre aktivieren.

• SMS auf alle Fälle meiden, da nur im Zusammenspiel mit Wortwahl und Ihrer Stimme eine Vertrauensperson erkennen kann, ob es Ihnen gut geht.

• Vereinbaren Sie mit einer Vertrauensperson ein Codewort. So können Sie unauffällig und ohne den Kunden weiter zu reizen mitteilen, wann es einzuschreiten gilt.

Herzlichen Dank an sexworker.at – Viele Tipps stammen von aktiven UserInnen dieser Homepage!